Am Tag der offenen Tür herrschte großer Andrang in Heiligenbronn
Weit über 2.000 Besucher strömten trotz nasskalten Wetters auf das Gelände und in die Gebäude der Stiftung St. Franziskus in Heiligenbronn. Das Sozialunternehmen ließ hinter die Kulissen blicken und informierte an zahlreichen Stationen über seine breitgefächerte Arbeit. Die Mitmach- und Selbsterfahrungsangebote weckten die Neugier von Groß und Klein.
Der erste Tag der offenen Tür der Stiftung St. Franziskus seit 15 Jahren war ein voller Erfolg. Schon der Gottesdienst in der Klosterkirche St. Gallus, gewissermaßen der Auftakt, war überaus gut besucht. Ein eigens gegründeter Chor begleitete den Gottesdienst und in ihrer Predigt griff Franziska Glatthaar Gedanken zu Begriffen wie „Sprachlosigkeit“ oder „Menschenverachtung“ auf. Diese könnten auch umgewandelt werden in „Verstehen“ und „Wertschätzung“ – jeder Mensch ist gleich viel wert. Womit ein Bogen gespannt war zum Tag der offenen Tür und zur Arbeit der Stiftung St. Franziskus. Menschliche Zuwendung ist eines der großen Leitbilder für das Sozialunternehmen.
Kaum war das Schlusslied verklungen – „Lasst uns ziehen zu den Quellen des Lebens“ – wendeten sich die Besucher den zahlreichen Programmpunkten und Angeboten auf dem Stiftungsareal zu. Vor allem die Schnäppchen und Einzelstücke auf dem Klosterflohmarkt zogen anfangs großes Interesse auf sich. Im Handumdrehen wechselten Stühle, Spiegel, Bücher, Gläser und Geschirr und vieles mehr aus dem Fundus der Franziskanerinnen den Besitzer.
In einem Info-Raum informierte das Sozialunternehmen über sich als Arbeitgeber und die unterschiedlichen Möglichkeiten, sich beruflich für Menschen einzusetzen und sozial zu engagieren.
Unterdessen liefen in der Kantine und in der Landwirtschaft der Stiftung die Vorbereitungen für die Bewirtung der Besucher auf Hochtouren. An mehreren Verpflegungsstationen konnte man unter verschiedensten Leckereien wählen: von Bio-Gulasch und Bio-Currywurst – das Fleisch stammt aus eigener Produktion – bis hin zu süßen Backwaren aus der Stiftungsbäckerei. Dort, vor dem Hofladen und dem Wallfahrtsladen des Klosters bildeten sich mitunter Schlangen. Im Café Chiara wurde ein sogenannter Dunkelraum eingerichtet, in dem die Besucher Kaffee und Kuchen zu sich nehmen konnten. Auf diese Weise konnten die Gäste in dem stockfinsteren Raum nachempfinden, welche Leistungen Menschen mit Blindheit vollbringen müssen, um ihren Alltag zu meistern. „Ein eindrucksvolles Erlebnis“, wie eine Besucherin meinte.
Ohnehin, die Schul-, Förder-, Arbeits- und Wohneinrichtungen in Heiligenbronn betreffen durchweg den Leistungsbereich der Behindertenhilfe – neben der Altenhilfe und der Kinder- und Jugendhilfe eines der Aufgabenfelder der Stiftung. So konzentrierten sich die meisten Stationen auf die Behindertenhilfe und gewährten einen Einblick in die tägliche Arbeit. Angefangen bei den beiden Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) Sehen und Hören mit ihren Schulen und Förderbereichen, über die Wohnungen für Menschen mit Behinderung bis hin zur Werkstatt für Menschen mit Sinnesbehinderung (WfbM). Dort konnten die Besucher selbst etwas aktiv werden, z.B. in der Korb- und Bürstenmacherei gab es Mitmachangebote für die jüngeren Besucher, wie etwa das Flechten von Körben. In den Schulgebäuden fanden diverse Vorführungen und Auftritte statt, unter anderem ein Poetry-Slam einer FSJlerin (Absolvierende eines Freiwilligen Jahres), die Black Forest Birds – eine Band aus der Kinder- und Jugendhilfe unterhielt mit rockigen Klängen und der Rollstuhltanz der Rocking Rollis sorgte für viel Applaus. Zeitgleich lief die Ausstellung zum multimedialen Fotoprojekt „Mit anderen Augen sehen“.
In der modernen Schulsporthalle war ein Selbsterfahrungsparcours eingerichtet, der die Neugier von vielen Besuchern weckte. Die hochfunktional ausgestatte Schulsporthalle konnte erst mit Hilfe von Spendengeldern in ihrer Form realisiert werden. Nicht wenige Besucher kamen eigens am Tag der offenen Tür nach Heiligenbronn auch von weiter her angereist, um sich davon zu überzeugen, wie durch Spenden Gutes bewirkt werden kann. Einer meinte: „Wir spenden schon seit Jahren für die Stiftung, jetzt wollten wir einmal mit eigenen Augen sehen, wie das Geld investiert wird. Ich bin sehr beeindruckt, vor allem über die Vielfalt der Arbeit und die Angebote, die teilweise sehr individuell zugeschnitten sind.“
Beeindruckt haben dürfte viele auch die Stallungen und technische Ausstattung in der Landwirtschaft der Stiftung, wo das Tierwohl an oberster Stelle steht. Wovon sich die Besucher selbst überzeugen konnten, denn die Ställe konnten besichtigt werden und Hühner, Schweine, Kälber und Rinder dabei beobachtet werden, wie sie ihr Futter zu sich nahmen. Das machte Gäste offenbar selbst hungrig, denn Bio-Currywurst mit Pommes und andere Snacks fanden reißenden Absatz. Auch konnte man Bio-Hühnereier und Kartoffeln gleich an Ort und Stelle erwerben. Und weil an diesem Tag der Winter noch mal kurz in der Region vorbeigeschaut hatte, errichteten die Mitarbeiter der Landwirtschaft noch spontan einen Glühweinstand. So genossen die Gäste bei Graupelschauern ihr Heißgetränk – und vieles mehr.
Neben dem stiftungseigenen Reitstall – in Heiligenbronn werden tiergestützte Therapien angeboten – machten sich 30 Ministranten der Kirchengemeinde zu schaffen. In einer 72-Stunden-Akton errichteten sie einen Ziegenstall (siehe gesonderte Pressemitteilung).
Angesichts der widrigen Witterung war der Ansturm beim Tag der offenen Tür umso erfreulicher. Es kamen weit über 2.000 Besucher – Bewohner aus dem Landkreis Rottweil und benachbarten Landkreisen, Anwohner aus Heiligenbronn und den umliegenden Ortschaften, Angehörige von Klienten, ehemalige Schüler der SBBZen, Spender und nicht zuletzt Mitarbeiter der Stiftung St. Franziskus und deren Freunde und Angehörige.