Geräusche entdecken und erleben – inklusive Kompositionsprojekt „Klangbezogenes Gestalten mit sehbehinderten Kindern“ ermöglicht Neuentdeckung des eigenen Hörens.
Baindt - Vier Studenten der Pädagogischen Hochschule Weingarten (PH Weingarten) führten Ende März unter Leitung von Dr. Andreas Höftmann, akademischer Mitarbeiter der PH Weingarten, das inklusive Kompositionsprojekt „Klangbezogenes Gestalten mit sehbehinderten Kindern“ durch. Die Studenten beschäftigten sich gemeinsam mit insgesamt zehn Schülern der Kooperationsklasse des SBBZ Sehen in Baindt eine Woche lang mit unterschiedlichsten Geräuschen. „Am ersten Tag haben wir im Schulgebäude und -gelände Geräusche gesammelt. Das Klackern der Blindenstöcke auf dem Boden oder das Gurgeln des Kakaoautomaten“, berichtet Tanja Riethmüller, Sonderpädagogin und Klassenlehrerin der Kooperationsklasse am SBBZ Sehen in Baindt. Die Klänge wurden von den Grundschulpädagogik-Studenten aufgezeichnet und am zweiten Tag des Projekts bearbeitet und zu einer 16-minütigen Klangwelt zusammengeschnitten. Am darauffolgenden Tag konnten die Schüler, alle zwischen sieben und elf Jahre alt, in die gemeinsam erschaffene Klangwelt eintauchen. „Die Schüler konnten in einer Art Mediation ganz entspannt den Klängen lauschen“, so Tanja Riethmüller. Am vierten Projekttag konnten die Schüler unter Anleitung der vier Studenten die Geräusche mit unterschiedlichsten Materialien nachahmen und gestalterisch umsetzen. Dabei entstanden kreative Bilder. „Mein Lieblingsgeräusch war das Schmatzen der Schafe“, erzählt der zehnjährige Dawid begeistert. Die elfjährige Alia liebte das Geräusch des Kakaoautomaten. Die Idee zum inklusiven Kompositionsprojekt „Klangbezogenes Gestalten mit sehbehinderten Kindern“ entstand an der PH Weingarten. Ein Schwerpunkt von Andreas Höftmann ist das gemeinschaftliche Komponieren. „Wir haben uns gefragt, wie man Kinder mit Sehbehinderung mit Klängen, die sie in ihrer Umgebung wahrnehmen, in einen anderen Wahrnehmungszustand versetzen kann. Es geht um eine Neuentdeckung der klanglichen Umwelt und des eigenen Hörens und auch um Achtsamkeit“, so Andreas Höftmann. Das inklusive Projekt sei von allen Teilnehmenden sehr gut umgesetzt worden. Das Projekt selbst sei eine Form von Teilgabe und Teilhabe. Mit Musik könne so vieles erschaffen werden. Das Projekt lasse sich beliebig auf andere Institutionen übertragen. „Es war schön zu sehen, mit welcher Begeisterung sowohl die Studenten, als auch die Kinder bei der Sache waren“, so Dr. Marcus Adrian, Direktor des SBBZ Sehen in Baindt.
Text: Stefanie Keppeler