Vielfalt – in der Stiftung St. Franziskus
Muss ich bei der Stiftung katholisch oder zumindest getauft sein? Darf ich, wenn ich nach einer Scheidung wieder heiraten will, bei der Stiftung arbeiten? Was geschieht bei einem Kirchenaustritt? Kann ich offen zu meiner Homosexualität stehen?
Viele Fragen ergeben sich in der Praxis. Sicher auch in Ihrem Umfeld. Hier finden Sie Antworten auf Fragen, die uns gestellt werden. Natürlich erhebt diese Zusammenstellung keinen Anspruch vollständig zu sein. So werden in Zukunft sicher noch weitere Aspekte von Vielfalt hinzukommen. Auch wurde auf die Darstellung spezifischer, nur selten auftretender Sonderfälle verzichtet. Diese liegen nach kirchlichem Arbeitsrecht v. a. bei „schwerwiegenden Loyalitätsverstößen“ vor. Deshalb: wenn Sie Fragen oder Unsicherheiten haben, kommen Sie bitte auf uns zu.
Dürfen nur katholische Mitarbeiter in der Stiftung St. Franziskus beschäftigt sein?
Nein. In religiöser und weltanschaulicher Vielfalt zusammen zu arbeiten, sehen wir als eine positive Stärke der Stiftung. Nur so ist es möglich, den Auftrag der Stiftung in einer pluralen Welt zu erfüllen. Wichtig sind die innere Einstellung und das tatsächliche Handeln der Mitarbeitenden. Daher ist die Anstellung von Menschen ohne oder mit anderer Religionszugehörigkeit je nach Aufgabe und Funktion möglich. Führungskräften kommt dabei eine besondere Verantwortung für die christliche Prägung der Stiftung zu. Daher müssen diese in der Regel Mitglied in einer der Kirchen sein, die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) organisiert sind.
Ich bin nicht getauft – Bin ich da bei der Stiftung St. Franziskus falsch?
Auch Menschen, die nicht getauft sind, können bei der Stiftung arbeiten, wenn sie die Ziele und Werte der Stiftung in Wort und Tat mittragen und ihren religiös-kirchlichen Charakter respektieren. Auch hier gilt: Führungskräfte müssen in der Regel katholisch oder Mitglied in einer der Kirchen sein, die in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) organisiert sind.
Ich will mich scheiden lassen. Verliere ich jetzt meinen Job?
Nein. Eine Scheidung hat keine arbeitsrechtlichen Konsequenzen.
Ich bin geschieden und möchte wieder heiraten. Habe ich noch eine Chance bei der Stiftung?
Wenn jemand wieder heiratet, ist dies kein Hinderungsgrund für eine Anstellung oder Weiterbeschäftigung. Für die Stiftung ist vielmehr eine Haltung des Vertrauens und Respekts vor der persönlichen Lebensführung der Mitarbeitenden wichtig.
Ich bin homosexuell.
Ist das vereinbar mit einer Arbeit bei der Stiftung?
Homosexuelle Mitarbeitende gehören selbstverständlich zur Dienstgemeinschaft. Das gilt auch für jene, die in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft/Zivilehe leben.
Diese ist kein Hinderungsgrund für eine Anstellung oder Weiterbeschäftigung.
Ich bin aus der Kirche ausgetreten.
Was jetzt?
Durch einen Kirchenaustritt distanzieren Sie sich eindeutig von der Kirche. Somit stellt sich die Frage: Können und wollen Sie dennoch die Ziele und Werte der Stiftung loyal mittragen und nach außen vertreten? Dabei ist uns bewusst, dass die Gründe für einen Kirchenaustritt sehr vielschichtig sein können. Eine Entscheidung fällt nach einem persönlichen Gespräch mit dem Vorstand oder einem Vertreter des Vorstandes.
Info: Ein Wiedereintritt in die Kirche ist möglich. Wenn Sie dies wollen, wenden Sie sich bitte an ihren Pfarrer vor Ort. Hier erhalten Sie die notwendige Unterstützung. Gerne können Sie sich auch für die Begleitung ihres Anliegens an die Stiftungsseelsorge wenden (Kontakt siehe unten).
Kann jetzt jeder bei der Stiftung arbeiten? Wird jetzt also alles beliebig?
Es ist uns bewusst: Vielfalt ist nicht einfach von vornherein gut. Wer beispielsweise einer Sekte angehört, menschenfeindliche, rassistische oder erniedrigende Meinungen vertritt oder Kirche und Religion verhöhnt, kann nicht bei der Stiftung St. Franziskus arbeiten.
Welche Werte sind uns wichtig?
Nach welchen Grundsätzen wir als Stiftung St. Franziskus handeln, lesen Sie in unserem Leitbild:
Entscheidend ist für uns, dass der Wert und die Würde eines jeden Menschen von Gott her bestimmt sind. Das hat auch eine politische Dimension. Wir achten alle Menschen – unabhängig von Religion, Hautfarbe, Geschlecht, Herkunft, gesellschaftlicher Stellung und beruflichem Erfolg. Die Liebe Gottes zu uns Menschen wird in unserem konkreten Handeln sichtbar und für andere spürbar.
Was macht die Identität der Stiftung aus?
Die Stiftung ist eine Gründung der Franziskanerinnen von Heiligenbronn. Wir fühlen uns dem Erbe der Schwestern verpflichtet und haben uns vor diesem Hintergrund ein franziskanisches Profil gegeben. Unter „franziskanisch“ verstehen wir eine weltoffene Grundeinstellung zum Leben und zu den Menschen. Sie ist getragen von der Freude an der Begegnung zwischen Menschen, von Respekt vor der Schöpfung und Respekt vor der Würde des Anderen. Was „franziskanisch sein“ im Alltag der Stiftung bedeutet, das versuchen wir immer wieder neu im Gespräch mit Kollegen und bei der Lösung von aktuellen Fragen und Problemen herauszufinden.
Vielfältig, aber nicht beliebig:
Was meint „Loyalität“?
Wir sind überzeugt: Wertschätzung von Vielfalt heißt nicht „Beliebigkeit“. Wir erwarten von unseren Mitarbeitenden, dass sie die Ziele und Werte der Stiftung mittragen und in Wort und Tat leben. Das ist deutlich mehr, als nur den religiös-kirchlichen Charakter der Stiftung zu respektieren. Ein solches Verhalten ist für uns gelebte Loyalität im Sinne der kirchlichen Grundordnung.
#OutInChurch
Für eine Kirche ohne Angst
Das größte Coming-out in der katholischen Kirche
Im Januar 2022 outeten sich über hundert hauptamtliche, ehemalige und ehrenamtliche Mitarbeitende der katholischen Kirche in Deutschland als LGBTIQ+. Die Gruppe ist vielfältig und dennoch haben sie alle eines gemeinsam: Alle waren schon immer Teil der Kirche, welche sie mitgestalten und prägen.
Wir als Stiftung St. Franziskus verbeugen uns vor diesem Mut!
#OutInChurch setzt sich mit der Aktion aktiv für Offenheit und Vielfalt und eine Erneuerung in der Kirche ein. Das ist eine Kirche, die auch wir uns als Stiftung St. Franziskus wünschen und leben. Bereits im März 2020 veröffentlichten wir dazu die Broschüre „Vielfalt“, um genau diese zu propagieren.
Die Bewegung #OutInChurch ist ein beeindruckendes Zeichen für eine Erneuerung der Kirche: Die Unterstützerinnen und Unterstützer stoßen als bekennende Mitglieder der katholischen Kirche von innen heraus längst überfällige Veränderungen an.
Detaillierte Informationen zur Aktion finden Sie auf der Webseite von Out In Church:
Hier geht es zur Film-Dokumentation in der ARD-Mediathek:
Sie haben noch Fragen, Unsicherheiten oder wünschen eine Klärung?
Dann wenden Sie sich bitte an:
- 07422 569-3326
- 07422 569-3301
- elfriede.dierstein(at)stiftung-st-franziskus.de
- 07422 569-3486
- 07422 569-3301
- ute.graf(at)stiftung-st-franziskus.de
Wir danken an dieser Stelle dem Caritasverband der Diözese Rottenburg-Stuttgart und hierbei stellvertretend Barbara Deifel-Vogelmann sowie der Agentur Wolfgang Strobel, Nürtingen, für die Bereitstellung und Überlassung der Vorlage dieser Broschüre.