Case Management

Bei uns stehen Sie im „Mittelpunkt“

Ein zentrales Ziel in der Umsetzung des Bundesteilhabegesetzes (BTHG) ist die Umsetzung von Personen­zentrierung: der Mensch mit Behinderung muss im „Mittelpunkt“ der Bedarfs­ermittlung und Leistungs­erbringung stehen. Dabei sind die individuellen Wünsche, Ziele und Bedarfe richtungsweisend.

Das Ziel, Menschen mit Behinderung mehr Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen, verlangt von der Gesellschaft und von allen Beteiligten ein Umdenken. Die Wünsche und Bedürfnisse der Leistungsberechtigten stehen im „Mittelpunkt“.


Fragestellungen

Es geht v.a. um folgende Fragestellungen:

  • Wie können die Wünsche und Bedürfnisse der Leistungsberechtigten (auch bei nicht verbalsprachlich orientierten Menschen) herausgearbeitet und verfolgt werden?
  • Wie kann Personenzentrierung im Alltag gelebt werden, während sich der Personalmangel und damit verbundene Ressourcenknappheit (finanziell, personell, zeitlich) zunehmend bemerkbar machen?
  • Welche Ressourcen und Kooperationen sind bereits vorhanden bzw. können noch erschlossen werden?
  • Wie sieht der Unterstützerkreis der leistungsberechtigten Person aus?

Mit der Einführung des Case Managements möchte die Stiftung St. Franziskus sich auf den Weg machen und Antworten und Lösungen auf oben genannte Fragen erarbeiten.


Bedeutung

Was bedeutet Case Management?

Case Management ist ein Handlungs­konzept in der Sozialen Arbeit. Case Manager oder Managerinnen unterstützen Menschen mit Assistenzbedarf, um sich im Hilfesystem besser zurecht zu finden. Es geht darum, gemeinsam heraus­zufinden, was sich die leistungs­berechtigte Person wünscht, wie ihre Ziele sind und welche Bedürfnisse sie hat. Anschließend wird gemeinsam besprochen, welche Unterstützung oder Hilfen hierfür notwendig sind. Der Case Manager bzw. die Case Managerin informiert die leistungs­berechtigte Person über Möglichkeiten und Hilfen. Letztlich entscheidet die leistungs­berechtigte Person, welche Hilfen sie haben möchte. Der Case Manager bzw. die Case Managerin organisiert anschließend gemeinsam mit der leistungs­berechtigten Person die vereinbarten Hilfen.

Die Stiftung St. Franziskus hat sich zum Ziel gesetzt, dass zukünftig jeder leistungs­berechtigten Person, welche in der besonderen Wohnform lebt und arbeitet, ein Case Manager bzw. eine Case Managerin (Fall-Begleitung) zur Seite gestellt wird.

So wie wir Menschen unterschied­lich sind, so sind es auch unsere Wünsche und Bedarfe. Daher ist es wichtig, die individuellen Bedarfe der Leistungs­berechtigten heraus­zufinden. Manche Menschen sind gut darin, Wünsche zu formulieren. Andere benötigen hier Unterstützung. Wieder andere verfügen beispiels­weise über wenig Wissen hinsichtlich möglicher Alternativen zur aktuellen Lebens­situation (z.B. in Bezug auf das Wohnen oder die Tagesstruktur/­Arbeit).

Um erste Erfahrungen mit dem Case Management sammeln zu können, startet zum 1. Oktober 2024 das Pilot­projekt Case Management im Erwachsenen­bereich der Behinderten­hilfe am Standort Baindt.


Fallbeispiel

In der Stiftung St. Franziskus begleiten wir auch Menschen, die ihre Wünsche nicht verbal kommunizieren können. Auch sie stehen bei uns im Mittelpunkt.

Für Herrn Müller (fiktiver Fall) bedeutet dies Folgendes:
Herr Müller lebt zusammen mit sieben anderen Leistungsberechtigten in einer Wohnung in Baindt.
Er ist 45 Jahre alt.
Herr Müller benötigt für die Fortbewegung einen Rollstuhl.
Diesen kann er wegen seiner Spastik nicht selbstständig bewegen.
Herr Müller kann seine Emotionen mit Hilfe von Gestik und Mimik ausdrücken.
Dazu zählen zum Beispiel: Freude, Wut, Angst und Schmerzen.
Wünsche kann Herr Müller selbst nicht äußern.
Daher braucht Herr Müller Unterstützung aus seinem Umfeld.
Dazu gehören zum Beispiel:
Die Angehörigen, Mitbewohner und Mitbewohnerinnen, die Mitarbeitenden aus dem Wohnbereich oder Arbeitsbereich.
Herr Müller wünscht sich, dass sie sich in seine Lage hineinversetzen.  
Und dass sie sich folgende Fragen stellen:'
„Was könnte sich Herr Müller wünschen?“
„Was machen Menschen im gleichen Alter?“
„Was wünschen Sie sich für ihr Leben?“

Herr Müller wünscht sich, dass die Menschen genau hinsehen und hinhören:

  • „Wie reagiere ich auf Veränderungen in meiner Umgebung?“
  • „Nehme ich Geräusche war?“
  • „Wie reagiere ich auf Musik? Bin ich gut gelaunt, wenn Rockmusik aus den Lautsprechern dröhnt?“
  • „Höre ich gerne den Vögeln im Garten zu, die im Frühling endlich wieder so wunderschön zwitschern?“
  • „Bin ich gerne unter Menschen oder habe ich viel lieber meine Ruhe?“
  • „Gibt es Menschen bei denen ich aufblühe und andere, bei denen ich immer schlecht gelaunt bin?“

Die Mitarbeitenden aus dem Wohn- und Arbeitsbereich unterstützen die Leistungsberechtigten jeden Tag darin, am Leben in der Gesellschaft teilhaben zu können. Dennoch gibt es Themen, die aufgrund von Zeit- und Personalknappheit nicht ausreichend thematisiert werden können.

Mit der Case Managerin können die Leistungsberechtigten ihre Wünsche und Ziele besprechen.
Und es wird besprochen, welche Unterstützung die leistungsberechtigte Person benötigt.

Diese Hilfen sind individuell. Die Case Managerin unterstützt die leistungsberechtigte Person bei der Organisation von Hilfen.
Bei Menschen, die nicht verbal kommunizieren können, bezieht die Case Managerin den Unterstützerkreis mit ein.
Der Unterstützerkreis ist bei jeder Person verschieden.
Dazu können zum Beispiel gehören: Freunde, gute Bekannte, die Angehörigen, Mitarbeitende aus der Stiftung St. Franziskus.


Maike Ramthun
Referentin Teilhabedienste, Case Managerin (DGCC)
Evelyn Sowa
Case Managerin am Standort Baindt